Wenn in Köln-Mülheim die Monstranz spazieren geht und der Rhein zum Prozessionsweg wird, dann ist es wieder so weit: Die Mülheimer Gottestracht steht an – ein katholisches Spektakel mit Geschichte, Glanz und ganz viel Gefühl.
Seit dem 16. Jahrhundert wird hier Fronleichnam nicht einfach gefeiert, sondern zelebriert – und zwar zu Land und zu Wasser. Erst gibt’s Hochamt in der Liebfrauenkirche (Kirchenbank drücken inklusive), dann zieht die Prozession durch die Straßen, begleitet von Weihrauch, Chorgesang und dem ein oder anderen schwitzenden Messdiener, der sich fragt, warum man nicht einfach mit dem Fahrrad fahren kann.
Aber der eigentliche Clou kommt erst: Am Rheinufer wird das Allerheiligste nicht etwa im Auto weiterchauffiert, nein – es geht stilecht aufs Schiff! Und nicht irgendeines, sondern natürlich eins, das aussieht, als würde gleich der liebe Gott persönlich zum Kapitänsgruß ansetzen. Begleitet wird die himmlische Fracht von einer ganzen Flotte, die den Rhein entlangzieht wie bei einer spirituellen Parade der Wassermobilität.
Und das alles hat so viel Eindruck gemacht, dass selbst die Stadt Köln beim Eingemeindungsvertrag 1914 gesagt hat: „Jo, die Prozession bleibt – versprochen!“ Ein feierliches Ja-Wort für die Ewigkeit zwischen Stadt und Frömmigkeit. Kölner Kompromisse halt.
Heute pilgern nicht nur Gläubige, sondern auch Neugierige, Hobbyfotografen und Fans von Rheinromantik zu dem Ereignis. Die Mülheimer Gottestracht ist mehr als eine Prozession – sie ist ein bewegendes Schauspiel zwischen Himmel, Erde und Wasserstraße. Und wenn Petrus dann noch gutes Wetter schickt, ist der göttliche Logistikplan perfekt.
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