Früher trank man Kölsch wie ein Wikinger: aus Tonkrügen oder massiven Gläsern, als wolle man nach jedem Schluck jemanden zum Duell fordern. Doch dann kam das 20. Jahrhundert – und mit ihm die Erleuchtung in Form der Stange: schlank, stilvoll, 0,2 Liter pure Kölsch-Perfektion.
In den wilden 1920er- und 30er-Jahren beschlossen die Kölner Brauer: „Genug mit dem Krug-Gewuchte – wir brauchen was Feineres!“ Und so entstand die Stange. Nicht nur ein Glas, sondern ein Konzept! Die Form? So schmal, dass man fast glaubt, das Bier hätte Modelambitionen. Doch es steckt mehr dahinter: Kölsch ist ein empfindliches Wesen – obergärig, spritzig, will nicht lange rumstehen. Also: klein servieren, schnell genießen – wie ein Bier-Express.
Und weil Köln eben Köln ist, wurde daraus nicht nur eine Tradition, sondern gleich eine ganze Kultur. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich der Kölsch-Stil durch wie Karneval vor Aschermittwoch. Und 1986 kam dann der Ritterschlag: die Kölsch-Konvention. Seitdem ist klar: Kölsch darf nur in Köln und Umgebung gebraut werden – und wer was auf sich hält, trinkt es aus der Stange. Basta.
Heute ist die Stange mehr als nur ein Glas – sie ist ein Statement. Ein Stück kölsche Seele in 0,2 Litern. Und sie beweist: Man braucht keine Maß, um groß rauszukommen.
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