Der Marienaltar in der Basilika St. Aposteln – das ist nicht einfach nur ein Altar, das ist eine Art „himmlische Begegnungszone“ im südwestlichen Eingangsbereich der Kirche.
Im Mittelpunkt dieses feinen Ensembles: die Madonna mit dem Jesuskind – ein Dream-Team aus dem frühen 16. Jahrhundert, vermutlich schwäbischen Ursprungs. Ja, Schwaben können nicht nur Kehrwoche und Spätzle, sondern auch sakrale Meisterwerke. Die Madonna wirkt so ruhig und liebevoll, dass man fast vergisst, dass sie da schon seit über 500 Jahren regungslos steht. Und das Jesuskind? Guckt so vertrauensvoll, als hätte es gerade eben noch Milch bekommen und wäre jetzt bereit für die Weltenrettung – aber erstmal kuscheln.
Umrahmt wird die Szene von zwölf Reliefs, die 1994 von Henrike und Dieter Franz erschaffen wurden – also quasi der jüngere Familienzweig am Altar. Die Reliefs sind modern, aber höflich genug, sich nicht in den Vordergrund zu drängen. Keine Neonfarben, keine Effekthascherei – einfach guter Stil mit biblischem Tiefgang. Sie sagen quasi: „Wir sind neu, aber wir wissen, wo wir stehen – neben der Madonna.“
Was dabei herauskommt, ist eine kunstvolle Mischung aus Alt und Neu, aus stiller Andacht und subtiler Eleganz. Ein Beweis dafür, dass man auch in der Kirche mit der Zeit gehen kann – solange man weiß, woher man kommt. Oder anders gesagt: Der Marienaltar ist wie ein gutes Gespräch zwischen Generationen – einer spricht schwäbisch, der andere modern, aber beide verstehen sich blendend.
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