Trude Herr – Die kölsche Wuchtbrumme mit Herz und Humor


Trude Herr kam am 4. Mai 1927 in Köln-Kalk zur Welt – und spätestens ab dem Moment war klar: Hier kommt jemand, der sich nicht in die zweite Reihe stellt. Groß, rund, laut und lebenslustig – kurz: eine Frau, die das Leben nahm, wie es kam, und dabei nie aufhörte, sich selbst treu zu bleiben.

In ihrer Kindheit war nicht alles Karneval und Kamelle. Ihr Vater, ein überzeugter Kommunist, landete im KZ, und die Familie musste während des Krieges ins beschauliche Ewersbach fliehen – was für eine kölsche Frohnatur wie Trude sicher eher eine Zwangsentspannung war. Sie jobbte als Schreibkraft, doch ihre wahre Leidenschaft galt schon früh dem Theater, dem Rampenlicht und dem großen Auftritt.

Nach dem Krieg startete sie durch – erst als Statistin, dann mit kleinen Rollen im Millowitsch-Theater, bis sie schließlich mit ganzem Körper und ganzer Stimme die Bühnen der Republik eroberte. 1960 kam der Durchbruch mit dem Gassenhauer „Ich will keine Schokolade, ich will lieber einen Mann“ – ein Satz, der ihr auf den Leib geschrieben war. Trude sang, wie sie lebte: schnörkellos, laut, lustig – und immer mit einem Hauch von Herzschmerz.

Aber sie war nicht nur Sängerin, sondern auch eine echte Macherin: Sie gründete ihr eigenes Theater, das „Theater im Vringsveedel“, und kämpfte gegen Windmühlen – oder besser gesagt: gegen Subventionskürzungen und Kulturmuffel. Ihre Stücke waren deftig, herzlich, und immer ein bisschen wie Trude selbst: bodenständig, komisch und mit einem dicken kölschen Zungenschlag.

Privat war’s auch nie langweilig: Ihre Ehe mit einem Tuareg aus der Sahara war so ungewöhnlich wie sie selbst – und leider nicht von Dauer. Auf den Fidschi-Inseln fand sie später einen neuen Lebensgefährten und ein wenig Ruhe, doch die Gesundheit machte ihr zunehmend zu schaffen.

1991 starb Trude Herr in Südfrankreich, aber ihr Geist lebt weiter – in ihren Liedern, ihren Sprüchen und nicht zuletzt in dem kölschen Lebensgefühl, das sie so wunderbar verkörperte. Ihr Lied „Niemals geht man so ganz“ wurde zur inoffiziellen Hymne für alle, die Abschied nehmen – und zum letzten Beweis, dass Trude zwar von uns gegangen ist, aber nie wirklich weg sein wird.

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