Kunibertspütz - Kölscher Ersatz für den Klapperstorch


Versteckt unter der romanischen Kirche St. Kunibert gibt es einen Ort, den kein Stadtführer auflistet – und das hat gute Gründe! Denn der Kunibertspütz ist nicht einfach nur ein unscheinbarer Brunnen. Nein, er ist ein wahres Kölsch-Märchen, das tief in der Seele der Stadt verankert ist.

Der „Pütz“, wie der Rheinländer sagt, ist mehr als nur ein Sprudelbrunnen. Der Legende nach ist der Kunibertspütz das Kölner Äquivalent zum berühmten „Storch“. Aber an diesem Ort, so erzählt man sich, kommen die Kinder nicht vom Himmel. Sie kommen direkt aus dem tiefen, geheimen Garten unter der Kirche! Hier, unter der Erde, spielen die ungeborenen Kinder fröhlich miteinander, und über ihnen wacht die Jungfrau Maria, die ihnen süßen Brei serviert – als wäre es das normalste der Welt. Ein himmlisches Warten auf die richtige Mutter, die eines dieser Kinder abholen möchte.

Kommen nun Frauen mit Kinderwunsch zum Kunibertspütz und trinken aus dem Wasser des Pütz, so wird Maria in ihrer unendlichen Weisheit ein Kind aussuchen und es auf den Weg schicken – von der heiligen Quelle direkt ins Leben! Fast zu schön, um wahr zu sein, oder? Und irgendwie typisch kölsch, dass solch ein Zauber inmitten der Stadtgeschichte verborgen liegt.

Heute ist der Brunnen leider nicht mehr zugänglich. Doch eine schlichte Bodenplatte im Chorraum der Kirche erinnert an diesen mystischen Ort. Wer weiß, vielleicht spürt man beim Betreten von St. Kunibert noch immer den Hauch jener Magie, die hier unten schlummert – oder vielleicht hat man ja Glück und bekommt ein unsichtbares Kind mit auf den Weg. Wer würde sich schon über einen weiteren Kölner im Geiste beschweren?

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