Der Bayenturm in der Kölner Südstadt hat wirklich einiges erlebt – von einem steinernen Wächter der Stadtmauer zu einem waschechten „Haus für starke Frauen“. Ursprünglich 1220 erbaut, stand der Turm da, um dem Schiffsverkehr auf dem Rhein die Zügel anzulegen und die Stadt vor bösen Buben zu schützen. Doch, wie das bei alten Mauern nun mal so ist: Irgendwann ist auch der tapferste Turm in Rente. Nach seiner Zeit als Wehrturm hat er kurzerhand als Gefängnis weitergearbeitet – vermutlich eine der undankbareren Aufgaben eines mittelalterlichen Baudenkmals.
Der Name „Bayenturm“ kommt übrigens vom lateinischen „bajulare“, was „tragen“ bedeutet. Der Turm hat also nicht nur Mauern getragen, sondern offenbar auch die schwere Last der Kölner Geschichte. Doch dann kam der Zweite Weltkrieg und der Bayenturm – wie viele von uns nach einer schlechten Woche – musste sich erstmal neu aufbauen lassen.
Das passiert aber nicht einfach so. 1987 schnappte sich die Journalistin Alice Schwarzer das gute Stück und machte daraus das FrauenMediaTurm-Archiv – ein Ort, an dem Frauen- und Geschlechtergeschichte so richtig zur Geltung kommt. Und so ist der Bayenturm heute mehr als nur ein altes Bauwerk. Er steht für Kölner Geschichte, aber auch für das Kämpfen und Siegen der Frauenbewegung. Ein Turm, der nicht nur steinerne Mauerstücke, sondern auch starke Geschichten trägt.
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