In Köln-Deutz – oder wie der Kölner sagt: „Düx“ – steht er, stolz und unbeirrbar: der Düxer Bock. Kein gewöhnlicher Bock, sondern eine echte Lokallegende auf vier Hufen, die mehr Geschichten erzählen kann als mancher Alt-Kölner beim dritten Kölsch.
Die Ursprünge dieses berühmten Geißbocks reichen zurück ins 16. Jahrhundert, als ein streitlustiger Steuereintreiber und ein vogelverliebter Schneider beschlossen, den ersten Nachbarschaftskrieg der kölschen Geschichte zu starten. Der Schneider hielt Singvögel – kleine, süße Piepmätze –, die morgens fröhlich zwitscherten. Der Steuereintreiber hingegen wollte lieber seine wohlverdiente Ruhe genießen. Also verklagte er den tierfreundlichen Nachbarn – und verlor kläglich.
Weil Ärger in Köln traditionell kreativ verarbeitet wird, stellte der Steuereintreiber kurzerhand einen Ziegenbock in einem Korb ans Fenster, der durch sein herzhaftes Meckern nicht nur dem Schneider, sondern vermutlich auch dem halben Veedel den letzten Nerv raubte. Ende vom Lied? Die Familien versöhnten sich, die Kinder heirateten, und der Bock wurde zum inoffiziellen Schlichter von Deutz. Nur in Köln kann eine Nachbarschaftsfehde so enden wie eine Komödie von Shakespeare.
Zur Feier dieser tierischen Heldentat wurde 1964 der Düxer Bock als Brunnen errichtet – selbstverständlich aus Bronze, damit er für die Ewigkeit meckern kann. Geschaffen hat ihn Gerhard Marcks, der Mann, der auch die Bremer Stadtmusikanten auf die Beine – beziehungsweise auf den Rücken – gestellt hat. Der Bock thront heute würdevoll auf einer etwa 2,5 Meter hohen Steinsäule, und unten plätschert gemütlich das Wasser in ein Becken, als würde der Bock jeden Moment nach einer Runde Kölsch verlangen.
Seit 1989 steht der Brunnen unter Denkmalschutz, was ihn offiziell zu einer Berühmtheit mit festem Wohnsitz macht. Der Standort – „Am Düxer Bock“ – ist mittlerweile nicht nur ein Platzname, sondern auch ein Symbol für die kölsche Lebensfreude und den Humor, der hier genauso selbstverständlich zum Alltag gehört wie das morgendliche „Mahlzeit!“ um zehn Uhr.
Inzwischen ist der Düxer Bock so bekannt, dass er als Wappentier für halb Deutz herhalten muss. Vereine, Initiativen und der Stammtisch „De Düxer Meckerböcke“ (kein Witz!) tragen ihn im Herzen. Und als wäre das nicht genug, haben engagierte Anwohner dem Platz mit Sitzgelegenheiten und einem Bücherregal ein echtes Veedels-Wohnzimmer geschenkt.
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