Wer durch Kölns Innenstadt spaziert und plötzlich mitten im Menschenstrom auf der Hohe Straße landet, steht nicht nur auf historischem Boden – sondern quasi auf der Shoppingautobahn der Jahrtausende. Hier, wo heute Teenager in Fast-Fashion-Ketten verschwinden und Influencer verzweifelt nach dem perfekten Licht suchen, stampften vor fast 2000 Jahren schon römische Sandalen über antike Pflastersteine.
Damals diente die Hohe Straße – damals vermutlich noch ohne Starbucks – als Hauptverkehrsader der römischen Stadt Colonia Claudia Ara Agrippinensium. Kein Scherz: Wo heute „Sale! Sale! Sale!“ in den Schaufenstern blinkt, wurde einst marschiert, gehandelt und vielleicht sogar ein bisschen intrigenhaft intrigiert. Der römische General hätte sich sicher gewundert, wenn man ihm erzählt hätte, dass hier mal Horden von Menschen für Bubble Tea Schlange stehen würden.
Im Mittelalter wurde die Straße nicht weniger wichtig – schließlich führte sie schnurstracks vom Dom Richtung Süden und war ein Magnet für Händler, Handwerker und Halunken. Auch wenn man die Gaukler von einst heute durch Breakdancer und Straßenmusiker ersetzt hat, bleibt das Grundgefühl erhalten: Trubel, Tumult und tausend Eindrücke pro Meter.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Hohe Straße schwer getroffen. Doch Kölner geben nicht auf – schon kurz nach dem Krieg wurde sie wieder aufgebaut und in den 1960er-Jahren zur Fußgängerzone erklärt. Seitdem heißt es: Schlendern statt Schleichen, Shoppen statt Schieben.
Heute ist die Hohe Straße das pulsierende Herz der Domstadt. Hier knutschen verliebte Pärchen, verirren sich Schulklassen, und spätestens zur Karnevalszeit tanzt hier halb Köln Polonaise – ganz egal, was gerade im Schaufenster von H&M hängt.
Fazit: Die Hohe Straße ist mehr als nur eine Shoppingmeile – sie ist eine Bühne, ein Zeitreiseportal und manchmal auch einfach ein guter Ort, um Menschen zu beobachten und zu staunen: über Köln, über seine Geschichte und darüber, wie man auf einem 2000 Jahre alten Pflasterstein heute einen Döner essen kann.
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