Der Riese im Dom.


Wer im 15. Jahrhundert den Kölner Dom durch das Südquerhaus betrat, dem stand ein echter Hüne im Weg – und zwar kein Türsteher, sondern der heilige Christophorus höchstpersönlich. Ganze 3,73 Meter groß, aus Tuffstein gemeißelt und farbenfroh bemalt, schulterte er locker das Christuskind samt Weltenkugel.

Meister Tilman van der Burch, der spätgotische Star-Bildhauer aus dem Rheinland, hat ihn um 1470 erschaffen. Der Gute steht auf einer Konsole, die von ein paar Engeln mit Wappen dekoriert ist – wer die gestiftet hat, weiß heute keiner mehr so genau. Vielleicht war’s ein mittelalterlicher Kunstliebhaber mit Hang zu XXL-Heiligen.

Besonders lässig: Christophorus watet mit hochgerafftem Gewand durch einen Fluss, ganz nach dem Motto „nasse Füße, heilige Pflicht“. Und das alles für den Schutz der Gläubigen, denn der Anblick des Heiligen sollte damals vor plötzlichem Tod bewahren – zumindest zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang. Eine Art spirituelle Tagesschutzversicherung also.

Heute wirkt sein Standort im Dom ein bisschen seltsam – aber das liegt nur daran, dass sich die Eingangstür seit dem Mittelalter weiterbewegt hat als Christophorus selbst. Damals stand er strategisch optimal: Wer reinkam, wurde sofort vom größten Christophorus im Rheinland begrüßt. Und wenn das kein Empfang ist, dann wissen wir auch nicht.

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