Wenn man heute durch Bedburg spaziert, wirkt alles friedlich: Schloss, Park, ein paar Enten auf der Erft – kein Grund, nervös zu werden. Aber wer die Geschichte kennt, weiß: Hier, vor gut vierhundert Jahren, soll einer der gefährlichsten Werwölfe Europas sein Unwesen getrieben haben. Kein Witz. Das Rheinland hatte seinen eigenen Werwolf – Petrus Stubbe, auch bekannt als der Werwolf von Bedburg.
Wir schreiben das Jahr 1589. Das Rheinland ist gerade frisch aus dem Truchsessischen Krieg geschlittert, alles liegt in Trümmern, die Leute sind arm, hungrig und leicht reizbar. Wenn also ein paar Kühe verschwinden, Kinder spurlos bleiben und man nachts im Wald Heulen hört, dann liegt die Sache klar auf der Hand: Dat kann nur ene Werwolf sin!
Und wer bietet sich da besser an als Schuldiger als der, naja, etwas seltsame Nachbar?
Petrus Stubbe, Bauer aus Epprath, war so einer. Ruhig, ein bisschen wunderlich, angeblich nachts unterwegs – zack, fertig, Fall gelöst. Also macht man eine Jagdgesellschaft auf, bewaffnet mit Forken, Fackeln und ordentlich Selbstbewusstsein, und siehe da: Man fängt ihn. Kein Wolf weit und breit, aber egal – man war sicher, der hat sich gerade eben zurückverwandelt.
Dann ging’s schnell. Stubbe kam in Haft, und weil man im 16. Jahrhundert die Wahrheit gerne aus Menschen herausquetschte, gestand er bald alles, was man hören wollte.
Er habe einen Pakt mit dem Teufel geschlossen, sagte er. Der habe ihm einen Gürtel aus Wolfsfell gegeben, mit dem er sich in ein Tier verwandeln konnte. Dann sei er nachts durch die Felder gezogen, habe Menschen gerissen, Kinder gefressen, kurz: das volle Werwolf-Programm.
Die Leute waren entsetzt – und gleichzeitig begeistert. Endlich mal wieder was los im Rheinland! Nur Stubbe fand das Ganze weniger unterhaltsam, denn sein Geständnis bedeutete das Ende. Am 31. Oktober 1589 – jawohl, an Halloween! – wurde er auf dem Richtplatz zu Bedburg hingerichtet. Und nicht einfach so: Man riss ihm das Fleisch mit glühenden Zangen vom Leib, zertrümmerte ihm die Knochen, schlug ihm den Kopf ab und spießte ihn auf. Obendrauf kam ein geschnitzter Wolfskopf – man wollte ja pädagogisch wirken.
Die Geschichte machte schnell Karriere. Schon ein Jahr später erschien in London eine Flugschrift: A True Discourse Declaring the Damnable Life and Death of one Stubbe Peeter. England war begeistert, Köln eher peinlich berührt. Aber die Legende lebte weiter – bis heute.
Und jetzt kommt das Beste: Wenn du heute nach Bedburg fährst, kannst du den Werwolf-Wanderweg gehen! Kein Witz – ein offizieller Wanderpfad mit Infotafeln, Geschichten, QR-Codes und allem drum und dran. Da kannst du gemütlich durch die Wälder spazieren, in denen der alte Stubbe angeblich sein Unwesen trieb. Und falls es im Gebüsch raschelt – keine Sorge. Das ist bestimmt nur der Wind. Oder ein Reh. Oder vielleicht doch der Stubbe, der noch immer seinen Wolfsfellgürtel sucht.
So oder so: Der „Werwolf von Bedburg“ bleibt ein rheinisches Original der düsteren Sorte – halb Grusel, halb Gag, ganz Geschichte.

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