Der Ewaldischrein in der Basilika St. Kunibert ist so etwas wie die mittelalterliche Variante eines VIP-Tresors – allerdings nicht für Goldbarren oder Kronjuwelen, sondern für zwei heilige Missionare aus dem 7. Jahrhundert: Ewald der Ältere und Ewald der Jüngere. Die beiden, vermutlich aus dem angelsächsischen Raum, kamen mit dem festen Plan ins Rheinland, das Christentum zu verbreiten – was leider nicht überall gut ankam. Ihre Predigtkarriere endete ziemlich abrupt in der Nähe von Dortmund, wo sie kurzerhand ermordet wurden. Im Himmel gab’s dafür die Heiligsprechung, in Köln immerhin einen schicken Schrein.Und was für einen! Der Ewaldischrein entstand um 1160–1170 – zu einer Zeit, als man mit Gold und Edelsteinen nicht geizte, wenn’s um Heilige ging. Das Reliquiar sieht aus wie ein kleines Kirchendach auf Weltreise: vergoldetes Kupferblech, feinste Emaillearbeiten, Filigran, Steine, Reliefs – da wurde wirklich geklotzt, nicht gekleckert. Die Kunstfertigkeit ist so beeindruckend, dass selbst ein moderner Schmuckdesigner anerkennend nicken würde (wenn auch ein bisschen neidisch).
Im Inneren ruhen die Gebeine der beiden Ewalde, gut verstaut und seit Jahrhunderten nicht umgezogen. Der Schrein selbst steht seit langem in der Kunibertskirche und hat vermutlich mehr Pilger gesehen als ein ICE an einem Feiertagswochenende. Und auch wenn heute nicht mehr ganz so viele Menschen den Schrein besuchen wie im Mittelalter, bleibt er ein stiller, aber goldglänzender Zeuge der rheinischen Frömmigkeit – und ein Beweis dafür, dass selbst Märtyrer mit Stil aufbewahrt werden können.

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