Schnörzen und Gripschen


Jedes Kölner Kind weiß Bescheid: Wenn der 11. November näher rückt, wird es ernst – also, Martinszug-ernst! Angeführt vom heiligen Martin hoch zu Ross (gefühlt der einzige Reiter, der auch bei Nieselregen lächelt), marschieren Hunderte von Kindern mit ihren selbstgebastelten Laternen durch die Straßen. Manche Laternen sind wahre Kunstwerke, andere... nennen wir sie „kreativ“. Aber egal – Hauptsache, sie leuchten!

Und dann wird gesungen, was das Zeug hält: „Laterne, Laterne“ oder „Sankt Martin, Sankt Martin“ – laut, schief und mit ganzem Herzen. Ein Chor der etwas anderen Art, aber hey, das ist Tradition!

Doch der eigentliche Spaß beginnt nach dem Zug: Jetzt heißt es „Schnörzen“ oder „Gripschen“! In kleinen Truppen, ausgestattet mit Taschen, Tüten oder gleich dem Wäschekorb von Oma, ziehen die Kids los. Ziel: möglichst viele Türen, möglichst viele Süßigkeiten. Strategie: Singen, lächeln, Tüte aufhalten. Der Klassiker zum Schluss: „Hier wohnt ein reicher Mann, der uns was geben kann.“ Wenn das nichts bringt? Kein Problem! Dann wird mit einem frechen „Kniesbügel, Kniesbügel!“ weitergezogen – das klingt zwar geheimnisvoll, ist aber eigentlich nur ein freundlicher, kölscher Scherz mit leichtem Droh-Potenzial.

Die Wurzeln dieser süßen Mission reichen übrigens bis ins Jahr 1525 zurück – da zogen die Kinder auch schon von Haus zu Haus. Damals gab's halt keine Schokoriegel, sondern eher „die Reste vom Mittag“. Heute zum Glück nicht mehr. Oder wer will schon ein kaltes Kartoffelgratin in die Tüte gesteckt bekommen?

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