Die Comic-Tür von St. Maria im Kapitol.


Wer durch Köln schlendert und die romanische Kirche Sankt Maria im Kapitol besucht, wird schnell merken: Hier hat nicht nur der liebe Gott, sondern auch ein talentierter mittelalterlicher Schreiner ganze Arbeit geleistet. Denn kaum einer ahnt, dass sich hinter dem Eingang eine der ältesten Holztüren Europas versteckt – und was für eine!

Diese Tür ist keine gewöhnliche Pforte. Nein, sie ist ein echtes Kunstwerk mit ordentlich Patina, das schon standhaft war, als Köln noch von Kaisern regiert wurde. Irgendwann um das Jahr 1065 (plus/minus ein paar Jahrzehnte – man war damals ja nicht ganz so pingelig mit dem exakten Datum) wurde sie gefertigt, aus massiver Eiche geschnitzt, von jemandem, der offensichtlich mehr als nur Nägel und Hobel verstand.

Was macht diese Tür so besonders? Nun, sie besteht aus zwei Flügeln, jeweils mit sieben geschnitzten Bildern – das macht 14 kleine "Comics", die ganz ohne Sprechblasen biblische Geschichten erzählen. Links die Klassiker aus dem Alten Testament: Adam und Eva, die Schlange, die verbotene Frucht – man kennt's. Und rechts das Neue Testament: Maria, Jesus, ein bisschen Wunder hier, ein bisschen Leiden dort. Ganz großes Kino, geschnitzt in Holz!

Aber das Beeindruckendste: Diese Tür hat über 950 Jahre auf dem Buckel und hat alles überlebt – Kriege, Umstürze, Klimawandel, wahrscheinlich sogar missgelaunte Pfarrer. Heute wird sie wie ein Schatz gehütet und ist ein Paradebeispiel dafür, dass gute Handwerkskunst wirklich zeitlos ist.

Wer also das nächste Mal in Sankt Maria im Kapitol steht, sollte sich die Tür genauer anschauen. Nicht nur, weil sie schön ist, sondern weil sie mehr Geschichten erzählt als so manches Fernsehserie.

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