Turm mit Trotz – wie Klein St. Martin einfach stehen blieb


Mitten in der Kölner Altstadt, wo sich Touristen, Tauben und Kölsch-Fans tummeln, ragt ein etwas verschmitzt dreinblickender Turm in den Himmel: der Kirchturm von Klein Sankt Martin. Man könnte meinen, er sei der kleine Bruder vom benachbarten Groß Sankt Martin – und genau so benimmt er sich auch: bescheiden, charmant und irgendwie unkaputtbar.

Geboren wurde der gute Turm im 12. Jahrhundert, einer Zeit, in der Köln mehr Kirchen hatte als heutige Hipster Cafés. Als Teil der ursprünglichen Kirche Klein St. Martin war er Zeuge von so mancher mittelalterlichen Prozession, stürmischen Rheinhochwassern und vermutlich auch dem einen oder anderen gescheiterten Beichtversuch.

Seine Architektur ist klassisch romanisch – also dicke Mauern, kleine Fenster und eine Vorliebe für Rundbögen. Das macht ihn zwar nicht zum Selfie-Star wie der Kölner Dom, aber zum soliden Fels in der Altstadt-Brandung. Besonders markant: die vier kleinen Ecktürmchen auf seinem Haupt, die aussehen, als hätten mittelalterliche Baumeister ein Faible für Hutmode gehabt.

Dann kam der Zweite Weltkrieg – und wie viele andere Gebäude in Köln bekam auch Klein St. Martin ordentlich was auf den Ziegel. Die Kirche wurde schwer beschädigt, doch unser Turm? Der blieb stehen. Schräg, aber standhaft – wie ein alter Kölner, der sich vom Leben nicht unterkriegen lässt.

Heute ist er nicht mehr das Zentrum einer lebendigen Pfarrgemeinde, sondern eher ein historischer Ruhepol zwischen Brauhäusern, Rheinterrassen und Trubel. Die Kirche wurde zwar nicht wiederaufgebaut, der Turm aber durfte sein altes Gewand behalten – ein bisschen wie ein Opa, der plötzlich in einem schicken Loft wohnt, aber weiter seine Lieblingsweste trägt.

Und so steht er da, der Kirchturm von Klein Sankt Martin – ein uralter Zeitzeuge, ein bisschen schrullig, ein bisschen stolz, und immer bereit, einem still und leise die Geschichte Kölns ins Ohr zu flüstern. Man muss nur genau hinhören.

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